Monat: Juni 2016

Mitgewirkt: Die Bewegtbild-Bibel

Bewegtbild-Bibel

Gerade habe ich für elbdudler ein Projekt fertig gestellt, an dem ich sehr viel Spaß hatte, weil ich sowohl meine journalistische Printerfahrung als auch meine Onlinefähigkeiten einsetzen konnte. Gemeinsam mit der Performance-Agentur eProfessional haben wir einen Leitfaden für digitales Bewegtbild verfasst: die Bewegtbild-Bibel. Die Prämisse dabei: Erfolgreiche Webvideos entstehen durch das Zusammenspiel von Kreation, Technik und Targeting. Heißt: Schon bei der kreativen Idee müssen der Kanal und seine Anforderungen, die Zielgruppencluster und auch das vorhandene Budget mitgedacht werden, damit am Ende ein richtig gutes Ergebnis herauskommt. Ich habe ein paar Texte beigesteuert, zum Beispiel, wie gutes Storytelling im Feed funktioniert. Zudem habe ich das Projekt redaktionell betreut und die Umsetzung der Website begleitet.

Die Druckauflage ist limitiert, aber unter bewegtbild-bibel.de könnt ihr euch die Bibel kostenlos herunterladen.

 

 

Die Braut, die sich alleine traut

Solobraut

Als wir in Kyoto auf Tempelbesichtigungstour waren, sind mir öfter Frauen in Brautkleidern aufgefallen, die aber offensichtlich nicht an dem Tag geheiratet haben. Das hat man am fehlenden Bräutigam erkannt, oder besser gesagt, am Fehlen jeglicher Gesellschaft außer der eines Fotografen.

Meine erste Annahme: Es handelt sich um Fashionshootings, welche die Kirschblütenkulisse Kyotos für sich nutzen. Aber dafür sah das Setup wiederum nicht professionell genug aus, und die Bräute wirkten auch nicht unbedingt wie professionelle Models. Als ich dann eine Braut noch ganz verloren mit ihrer Tasche auf dem Boden sitzen sah, die missmutig auf etwas zu warten schien, lichtete ich sie ab und fragte eine Freundin, die gerade in Tokyo lebt, was es damit auf sich hat.

Die Antwort erstaunte mich nun doch – sie meinte:

„Das sind Frauen, die noch keinen Mann zum Heiraten gefunden haben, aber doch gerne ein Foto von sich im Hochzeitskleid hätten, solange sie noch jung und gut aussehen. Die buchen sich dann einen Fotografen und machen das einfach alleine.“

Wow. Ganz schön weird. Und irgendwie typisch japanisch. Erst fand ich es einfach nur traurig, aber denkt man länger darüber nach, ist es auch ein Akt der Selbstermächtigung. Warum auf den Mann warten, um sich den Wunsch vom weißen Kleid zu erfüllen? Warum der wiederum überhaupt so groß ist, ist wieder eine andere Geschichte …

Ich habe diese ganze Angelegenheit zuhause noch mal nachrecherchiert  – und bin tatsächlich auf mehrere Berichte über einen Reiseveranstalter aus Kyoto gestoßen, der neben Reisen für Businessfrauen auch das 2-tägige „Kyoto Solo Wedding“ anbietet – inklusive Kleid, Styling und Shooting. Und zwar nicht nur für Frauen, die schon mal vorheiraten möchten, sondern auch für jene, die schon geheiratet haben und deren Hochzeit eine Enttäuschung war.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch in Europa eine Nische für diese Art von „Hochzeit“ geben würde. Glaubt ihr nicht? Dann lest mal diesen Beitrag von Naomi Harris im Guardian über ihre Solo-Hochzeit.